Im Detail – unsere Reise
Auf der Fahrt mit dem Nachtzug von Zürich nach Zagreb kommen wir in den Morgenstunden auf dem Balkan an. Am Hauptbahnhof in Zagreb erwartet uns unser Bus, mit dem wir in den nächsten zwei Wochen unterwegs sein werden und der uns am ersten Tag bis nahe an die bosnische Grenze in den Nationalpark von Plitvice bringt. Hier können wir uns einen Nachmittag und eine Nacht in der wunderschönen Natur des Nationalparks akklimatisieren und von der Anreise ausruhen.
Am folgenden Tag fahren wir aus der EU nach Bosnien und Herzegowina. Von Bihać aus besuchen wir zwei der Dörfer, die Teil des Wiederaufbauprogrammes von Caritas Schweiz nach dem Bosnienkrieg waren, das Maja während den ersten drei Jahren in Bihac leitete. Wir erfahren mehr dazu und darüber, wie sich das Leben der Menschen hier seither gewandelt hat. Nach einer kleinen Wanderung von Golubić nach Dobrenica werden wir von ehemaligen Begünstigten des Programmes bewirtet.
Wir übernachten in Bihać und fahren am nächsten Morgen durch wunderschöne Landschaften, dem Fluss Una entlang, nach Martin Brod, wo wir die tosenden Wasserfälle besuchen und eine Mittagspause machen. Durch hügelige Wälder und weite Ebenen fahren wir in die kroatisch dominierte Herzegowina bis Mostar. Wir übernachten in einem wunderschönen Haus aus der osmanischen Zeit, einst Wohnsitz einer Händlerfamilie, das diese heute als Museum und Hotel betreibt.

Am folgenden Tag lassen wir uns auf einem Spaziergang durch die Stadt Mostar führen und setzen uns mit ihrer Geschichte und den Folgen des Bosnienkrieges auseinander. Wie ist das Zusammenleben zwischen Kroaten, Bosnjaken und Serben heute? Was braucht es für ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen ‘ethnischen’ Minderheiten und wie kann verhindert werden, damit Konflikte nicht erneut ausbrechen?
Natürlich nehmen wir uns auch Zeit, durch die osmanische Altstadt beidseits der weltberühmten ‘Stari Most’ (alte Brücke) über die Neretva zu strolchen übernachten noch einmal an diesem wunderschönen Ort.

Am Morgen fahren wir weiter durch die Herzegowina. Wir machen Halt beim Derwischkloster in Blagaj an der eindrücklichen Quelle der Buna und in Poćitelj, einem kleinen an die felsigen Hänge der Neretva gebautes Städtchen. Dessen noch gut erhaltene Festungsanlage zeugt von der über mehrere Jahrhunderte wichtige Bedeutung des Ortes an einer wichtigen Handelsroute im osmanischen Reich.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir den Nationalpark von Hutovo Blato. Das Sumpfgebiet ist Raststätte von Zugvögeln, wo auch wir eine Pause machen. Mit dem Boot fahren wir durch am Abend dem Sonnenuntergang entgegen und werden danach im Garten des Hotels zum Essen erwartet. Wir sind in den einfachen kleinen Zimmern des Hotels im Park untergebracht, und lassen uns am nächsten Morgen vom Konzert der Vögel aufwecken.
Nach dem Frühstück gibt es die Möglichkeit, das kleine Museum zu besichtigen oder noch eine kurze Wanderung durch den Park zu machen, bevor wir weiterziehen. Im nahen Städtchen Stolac besuchen wir das Museum mit Stelen der Bogomilen. Das bogomilische Christentum, das den Teufel als mächtigen Gegenspieler zu Gott verehrte, war vom 12. bis zum 15. Jahrhundert in Bosnien verbreitet. Nach der Mittagspause fahren wir ostwärts in die Berge an der Grenze zu Montenegro. In Tjentište übernachten wir in einem etwas verschlafenen Hotel aus jugoslawischen Zeiten, ganz nahe bei einem der ‘Spomeniki’, massigen Betondenkmäler aus der jugoslawischen Nachkriegsmoderne, die Tito an vielen Orten in Jugoslawien als Mahnmal für die Partisanen errichten liess, die gegen die deutschen Truppen im 2. Weltkrieg gefallen waren.

Am folgenden Morgen lassen wir uns in den Nationalpark von Sutjeska entführen und besuchen Perućica, einen der letzten unberührten Urwälder Europas.
Nach der Wanderung mit Mittagspicknick fahren wir am Nachmittag ins nahe Goražde weiter. Wir besuchen BosnaQuilts, ein Projekt, das 1993 in Österreich mit geflüchteten Frauen mit dem Nähen von Quilts begann und nach ihrer Rückkehr in die Heimat bis heute fortbesteht.
Am nächsten Tag beschäftigt uns an einem konkreten Beispiel der Aspekt der Nachhaltigkeit von Entwicklungsprojekten. Vor 20 Jahren initiierte die Cartias Schweiz in Goražde im Rahmen eins Landwirtschaftsprogrammes insbesondere den Anbau von Himbeeren, die den Weg bis in die Migros Filialen in der Schweiz gefunden haben. Damals eine Erfolgsgeschichte, ist der Himbeeranbau in Bosnien heute in Gefahr. Was trug zum Erfolg bei? Worauf wurde geachtet? Wie weit kann Nachhaltigkeit geplant werden, und wo spielen andere Faktoren mit, die Erfolg oder Scheitern von Projekten beeinflussen?
Am Nachmittag fahren wir nach Srebrenica weiter, wo uns bei schönem Wetter im Friedenszentrum ‘Kuća Susreta’ ein Nachtessen am offenen Feuer erwartet.

Der folgende Tag bringt ein weiterer Schwerpunkt unserer Reise: der Genozid von Srebrenica ist den meisten von uns in trauriger Erinnerung. In Potočari suchte die bosnjakische Bevölkerung der Umgebung im Sommer 1995 Zuflucht bei den Blauhelmen und von ihnen nicht beschützt werden. Über 8000 muslimischen Jungen und Männern sind in einem grausamen Massaker durch die serbischen Belagerer ermordet wurden. Wir besuchen das eindrückliche Memorial in Potočari. Beim anschliessenden Besuch der Musikschule im ‘Haus der guten Töne’ in Srebrenica lernen wir nach dem Besuch des Memorials eine friedensstiftende Initiative der Jugend kennen. Der gemeinsame Abend mit bosnischen Freunden lässt Raum, das Erlebte zu verarbeiten und zu diskutieren. Wie lebt die bosnjakische Bevölkerung heute in der Serbischen Republik (RS) zusammen mit der serbischen Mehrheit? Welche politische Rolle spielt die RS in Bosnien? Wo steht Bosnien Herzegowina heute an der Grenze zur EU?
Am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Sarajevo, wo wir die letzten Tage unserer Reise verbringen. Im Austausch mit verschiedenen Expert:innen haben wir noch einmal Gelegenheit, Fragen zu klären und Themen zu vertiefen, die uns auf der Reise beschäftigten. Es besteht die Möglichkeit, auf einem Tagesausflug in Zenica die Frauenorganisation Medica Zenica kennenzulernen, die seit dem Krieg von Gewalt betroffene Frauen auf dem Weg in ihre Selbständigkeit begleitet. Mit dem Besuch des Tunnelmuseums in Sarajevo kehren wir noch einmal in die Vergangenheit des Krieges zurück und vergegenwärtigen uns die Wichtigkeit des Dayton Abkommens, das dem Krieg zwar ein Ende setzen konnte, das aber gleichzeitig dem langfristigenFriedensprozess Steine in den Weg legte, und dadurch einen wirklichen Frieden und politische Stabilität bis heute verhinderte.
Es bleibt Zeit für eigene Streifzüge durch diese schöne Stadt, für einen bosnischen Kaffee oder Einkäufe in der Bašćarsia.

Zum Abendessen am letzten Tag kochen wir gemeinsam mit unseren Freunden einige der Köstlichkeiten, die wir in den vergangenen zwei Wochen kennengelernt haben. Es heisst Abschied zu nehmen von diesem Land und den Menschen, denen wir in den letzten zwei Wochen nähergekommen sind.